Der Alte Mann im
Wismut-Stolln ‒ Teil 2:
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Ja, so ein „Alter Mann“ kann schon sehr interessant werden. Man weiß ja nicht, was sich alles dahinter verbirgt. Jener Punkt liegt im Wismutstolln im Bereich des 2. Streckenkreuzes und hat die Vereinsmitglieder schon immer interessiert. Wir haben den Bereich, wo die alte Strecke liegt, hier pink eingekreist... |
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Mit der Auffahrung des Querschlages (heutiger Wismutstolln) zwischen 1949 – 51 wurde die Endschaft einer alten Strecke im Sohlenbereich des Querschlages regelrecht weggeschossen. Damit wurde dieser mittelalterliche Grubenbau frei gelegt. Diese kleine Strecke ist 16 m lang und von einem ebenso alten Schacht aus Richtung Nordwest auf zwei kleinen, parallel verlaufenden Gangtrümern von den Alten mit Schlägel und Eisen vorgetrieben worden. Markant sind einige Lampennischen, wo noch der Ruß der offenen Lampen sichtbar ist. Daher wird das Alter dieser Auffahrung auf wenigstens das 15. Jhd. gedeutet. Ab dem 16. Jhd. sind ja sogenannte Froschlampen bekannt und alle anderen bekannten archäologischen Belege aus dem Gelände des Erzberges sind wesentlich älter. Dies kann natürlich auch auf diesen Grubenbau zutreffen, ist aber aufgrund fehlender Befunde nicht belegbar!
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Der Schacht, von wo aus die Alten jene Strecke aufgefahren
haben, ist verfüllt und somit nicht zugängig. Schon in den 1990er Jahren haben
Vereinsmitglieder dort mit einer Stange „gegiegelt“ um herauszufinden ob es
nach dem Schacht weitergehen könnte. Dabei muss noch erwähnt werden, dass das
Stollnprofil durchgängig nur etwa 1,20 m – 1,30 m hoch, etwa 70 cm breit ist,
also nicht gerade freundlich für Aufwältigungen! |
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Hier im Detail die Lage der alten Strecke.
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Eine weitere Besonderheit ist eine Art Ausbuchtung vom heutigen Zugang aus auf der linken Seite, also im nördlichen Stoß, die nicht genau gedeutet werden kann. Aufgrund der geringen Profilabmessungen der Strecke kann es sich um eine Ausweichstelle handeln. Jene Ausweichstelle ist so groß, daß eine heutige erwachsene Person darin gerade Platz hat. Aber auch ein Versuchsort nach einem vermuteten, weiteren parallel zur Strecke verlaufenden Trum des Ganges ist nicht auszuschließen.
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Um Licht in das Dunkel der Geschichte zu bringen,
entschloß sich der Bergbauverein für eine Durchörterung der Massesäule des
Schachtes mittels Vorpfändung. Für die Vorpfändung boten sich Sigma- Säulen
an. Diese stammen von alten, meist nach Unfällen zurückgebaute Leitplanken.
An solchen Sigma- Säulen sind die Leitplanken befestigt und durch ihre Form
äußerst stabil für die Aufnahme von seitlichen Kräften. Daher sind diese
Sigma- Säulen besonders gut für solche Aufwältigungsarbeiten geeignet. |
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Die Ansicht der Strecke in Richtung der Massesäule des
Schachtes. Mobiler Größenvergleich hockt in der benannten Nische.
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Noch einmal die Ansicht in Richtung Schacht mit dem
Detail einer Strosse, die von den Alten hier angelegt wurde.
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Der Blick in Richtung Zugang vom Wismutstolln. In die Nische passt gerade eine Person aus der heutigen Zeit. Der genaue Zweck wird wohl immer im Dunkel der Geschichte bleiben.
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Noch einmal von der Nische in Richtung Zugang vom Wismutstolln geschaut. Die Nische ist nur ein klein wenig am rechten Bildrand erkennbar. Wo die Person hockt und hinschaut, liegen die beiden Lampennischen.
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Eine der beiden Lampennischen in der Draufsicht...
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...und noch einmal mit Schlaglicht aufgenommen.
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Die Aufwältigung begann Anfang des Jahres 2020 und war von der Corona- Krise überschattet. Um überhaupt in der Grube etwas machen zu können, haben sich die Vereinsmitglieder einiges einfallen lassen, was letzten Endes sogar legitim war, da der Bergbau von vielen Einschränkungen ausgenommen war. Wir waren ja ein „Bergbaubetrieb“, zwar als Verein organisiert, aber mit Betriebsplan und entsprechenden Verpflichtungen gegenüber dem Sächsischen Oberbergamt.
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Die ersten Arbeiten
umfassten das Abziehen der Masse am Schacht, damit eine senkrechte Wand
entsteht und dort ein Massefang eingebaut werden kann. Dies alles unter den
äußerst beengten Verhältnissen und auch etwas Wettermangel. Doch Letzteres
wurde durch das Hin und Her der Förderleute, die mit ihren Eimern fleißig
die Masse zum Wismutstolln schleppten, schnell besser. |
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Der eingebaute Massefang am Schacht bestand nur aus drei Pfostenstücken.
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Nachdem die Vorpfändung, bestehend aus einer Kappe und vier Pfandeisen, bestehend aus den schon benannten Sigma- Säulen, eingebaut war, konnte fleißig die Masse abgezogen, in Eimer gefüllt und dann zu Tage geschleppt werden. Zu Tage bedeutet aber nur bis in den Wismutstolln, der Rest erfolgte mittels Schubkarren.
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Aufrecht stehen war hin und wann eine Erlösung, ging nur nicht in diesem niedrigen und engen Bau.
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Die Vorpfändung ist drin und nur nur noch Masse sacken...
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Eine Detailansicht...
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Vor der Hacke ist es Dunkel. Trifft hier voll zu. Die Vorpfändung nimmt noch einmal fast 20 cm von der Höhe weg. Hier ist es keinen Meter mehr hoch.
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Die große Enttäuschung: Hinter der Schachtmasse stand der feste Stoß der Endschaft an. Die ganze Mühe war umsonst. Doch es gibt ja noch mehr Punkte auf und in unserem Berg, wo wir aktiv werden können!
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Der Lehm- Bergmann. Gefertigt aus der lehmigen Masse, die bei der Aufwältigung mit auftrat. Dem Förderpersonal im Wismutstolln war wohl manchmal langweilig... Glück Auf ! |
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