2018 - das Jahr einiger Veränderungen... 2. Erweiterung des Mettenraums
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Das eigentliche große Projekt für den Bergbauverein im Jahr 2018 war die Umsetzung der Idee zur Erweiterung des Mettenraumes. Sämtliche Veranstaltungen unter Tage, ganz besonders die Mettenschicht, finden in einem Nebenort des Wismutstollns statt.
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Dieses etwa 26 m lange Nebenort ist vom
Hauptstolln aus in nordwestlicher Richtung etwa 12 m querschlägig bis
zu einer stark kohlenstoffhaltigen, etwa 35° südöstlich einfallenden
Schieferlage aufgefahren und folgt dieser dann auf etwa 14 m Länge in südwestlicher
Richtung bis zur heutigen Endschaft des Nebenortes. Das Profil dieser Nebenort-
Auffahrung entspricht dem Profil des Hauptstollns als eingleisige Richtstrecke
von etwa 2,50 m x 2,50 m im Querschnitt. |
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Die Lage des sogenannten „Mettenraumes“ im Gesamtbild der Wismut- Auffahrung. | |
Direkt in der Kurve des Nebenortes befindet sich bei Veranstaltungen, wie der Mettenschicht, die „Bühne“ für die Kulturschaffenden. Sämtlicher Publikumsverkehr und auch die Getränkeversorgung zwängte sich zwischen Stoß und „Bühne“ hindurch. Dies führte mitunter zu großer Unruhe auf der „Bühne“ oder es war nur vor oder erst nach Beendigung des Kulturprogramms möglich, diese Stelle zu passieren.
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Aus diesem Umstand resultierte die Idee
einer Erweiterung des Mettenraumes an genau dieser Stelle, um der „Bühne“
mit den Kulturschaffenden mehr Platz und Raum zu verschaffen. Erreicht
werden konnte dies nur, indem man diese Stelle mittels Sprengung erweitert.
Dafür gab es anfangs verschiedene Gedanken bis hin zum Einsatz von
Quellzement und ähnlichen gering invasiven Technologien. Diese wurden jedoch
alle verworfen, da es sich bei dem Gebirge des Biensdorfer Berggebäudes um
Schiefer handelt und aufgrund der vielen Klüfte, Störungen und
Letteneinlagerungen deshalb wohl nur invasive Technologien wie eine
Sprengung zielführend sein können. Der Verein entschied sich deshalb für
eine Sprengung an genau dieser Stelle. |
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Die vorgesehene Erweiterung umfasst etwa 2 m in der Tiefe und gut 4 m in der Breite genau in der Kurve des Flügelortes.
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Mitten in der Kurve des Nebenortes sollte die Erweiterung stattfinden. Hier die Anzeichnung für den Ansatz der Bohrlöcher. Blickrichtung Endschaft zum Hauptstolln.
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Gleiche Stelle noch einmal, nur in die andere Blickrichtung.
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Technologisch gesehen war der Verein für die Ausführung der Sprengung in eigener Regie dazu in der Lage. Jedoch verhinderte die rechtlichen Bestimmungen für den Bergbauverein die Ausführung der unmittelbaren Sprengung. Alle Vor- und Nacharbeiten konnten dagegen in eigener Regie aus rechtlicher Seite bewerkstelligt werden.
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Am 15.05.2018 wurde vom Spreng- Sachverständigen die berechnete Scheibe mit der Lage der Bohrlöcher angezeichnet. Beantragt wurde diese Arbeit mittels Sonderbetriebsplan „Sprengung“ beim zuständigen Referat im Sächsischen Oberbergamtes. Der Betriebsplan wurde ohne große Auflagen genehmigt. Jedoch musste die Ausführung der eigentlichen Sprengarbeit durch einen zugelassen Mitarbeiter und unter Aufsicht eines Bergbaubetriebes erfolgen. Ein Vereinsmitglied arbeitete damals bei der Bergsicherung Schneeberg GmbH. Der benannte Betrieb und auch das Vereinsmitglied übernahmen die kostenpflichtigen Arbeiten an jenem Tag. Doch bis dahin floss noch einiges Wasser die Zschopau hinunter. Die Ausführung der Bohrarbeiten ist für
Anfang Juni von Seiten des Bergbauvereins geplant und sollte an zwei Tagen
erledigt sein. Der Bergbauverein verfügt über etliche einsatzfähige
Bohrgeräte mit viel Zubehör. Für besagtes Wochenende, 08. / 09.06.2018, ist
der Kompressor bestellt und die Bohrwerkzeuge besorgt worden. Es handelte
sich dabei um handgeführte, auf Bohrstütze gelagerte Geräte deutscher und
tschechischer Hersteller. Die Spülwasserleitung ist verlegt worden und auch
für die Abführung der verbrauchten Wetter ein Grubenlüfter (DN 300) temporär
installiert worden. |
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Alles noch sauber und schick vor Beginn der Bohrarbeiten.
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Doch schon nach wenigen Minuten lag der gesamte Arbeitsort im Dunst oder besser in den Aerosolen der Bohrluft.
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Als erstes sind die 3 Löcher für den Einbruch gebohrt worden. Dies erfolgte mit einer selber gebauten (!) Bohrkrone von 63 mm ⵁ.
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Diese Bohrungen waren über 2,20 m tief.
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Hier ist die Länge des Bohrgestänges gut erkennbar.
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Nach den 3 Einbruchs-Bohrungen ging es systematisch daran die angezeichneten Reihen zu bohren. Die inneren Bohrungen sind ebenfalls auf über 2 m Tiefe gebracht worden. Zu den Rändern der angezeichneten Scheibe ist die Tiefe sukzessive verringert worden und betrug dort nur noch weniger als ein Meter. Es sollte ja eine dreiecksförmige Erweiterung der Kurve entstehen.
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Die Bedingungen waren schon recht krass besonders für die „Nicht- Bergleute“ im Verein.
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Daher wurde sich an der Maschine auch abgewechselt oder mal eine „spezielle“ Pause gemacht. Letztere gab es öfters mal, weil die Wasserversorgung auf so einen Dauerstress nicht ausgelegt war – heute schon!
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Manchmal wurden auch artistische Einlagen verlangt, um den Bohrer ordentlich zu fixieren.
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Zur Mittagspause sah der Bohrtrupp schon recht lustig aus...
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...doch dann ging es weiter. Foto: D. Oehme
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Auch ein angehender Lehrling (Bildmitte) für den Beruf des „Berg- und Maschinenmannes“ machte hier seine ersten Arbeitsstunden als Unterstützung für den Bergbauverein. Foto: D. Oehme
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Irgendwann hatten wir alle Bohrlöcher eingebracht… Foto: D. Oehme
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Feierahmd… Foto: D. Oehme
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Der große Tag, die Sprengung, war für den 03.08.2018 vorgesehen, ein Freitag. Da die Bergsicherung Schneeberg GmbH nur an diesem Tag den Mitarbeiter mit Sprengberechtigung stellte, war die Verlegung auf das Wochenende nicht möglich. Die Sprengung musste am Arbeitstag erfolgen.
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Die Anwohner wurden vom Bergbauverein über
das, was heute passiert, entsprechend informiert. Denn über 60 kg
Sprengstoff an einer Stelle hinterlassen nicht nur akustisch ein Grollen
tief im Berg, sondern auch eine hübsche Erschütterung, die im Dorf über Tage
wahrnehmbar ist. |
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62 kg Sprengstoff und diverses Zubehör im Dienstwagen. Foto: D. Oehme
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Alles verladen für die anstehenden Besetzarbeiten.
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Der Zünddraht.
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Als Sprengstoff kam Eurodyn 2000 zum Einsatz.
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Der „Sprengmeister“ und sein „Gehilfe“ beim Besetzen der Bohrlöcher.
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Alles ordentlich verdrahtet…
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…und noch einmal kontrolliert.
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Zwischenzeitlicht haben die Vereinsmitglieder alle Tagesöffnungen und vor allem das Areal unter dem die Sprengung erfolgte auch übertägig abgesperrt. Besucher, meist einige Bewohner des Dorfes, konnten höchstens als „Zaungäste“ dem „Spektakel“ beiwohnen. |
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Solche Schilder und Absperrungen wie hier gab es viele an diesem Tag auf dem Erzberg. Foto: D. Oehme
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Foto: D. Oehme |
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Foto: D. Oehme |
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Nach dem Verdrahten der Ladungen ist noch mit Bauschaum das restliche Loch verdämmt worden. Laut Sprengverantwortlichen erhöht dies die Wirkung. Wir wollten ja keine so großen Brocken am Ende da liegen haben. Die gelösten Massen mussten ja später alle händisch beräumt werden. Foto: D. Oehme
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Die Sprengung selber erfolgte um 15.00 Uhr am 03.08.2018. Neben einigen unmittelbaren Anwohnern waren sämtliche Vereinsmitglieder auf den Beinen. Etliche von Ihnen mussten die abgesperrten Wege und Zugänge zum Objekt absichern, damit keine Besucher oder andere „Zaungäste“ in den Sicherheitsbereich gelangen konnten.
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Die Zündmaschine wird aufgebaut und eingerichtet, sowie die Zünddrähte angeschlossen.
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Gespanntes Warten auf den „großen Knall“.
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Die Sprengung machte sich mit einer ordentlichen Druckwelle, begleitet von entsprechendem Explosionsgeräusch, am Stollnmundloch vehement bemerkbar. Ebenso war eine kurze Erschütterung, begleitet von einem markanten Knacken von Gestein für die Anwesenden spürbar! Etwa 30 Sekunden nach der Sprengung waren der Austritt von Sprenggasen am Mundloch bemerkbar, die sich innerhalb weniger Minuten zu einem fetten Strom entwickelten und fast das gesamte Profil des Mundloches einnahmen.
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So sah das Mundloch des Wismutstolln etwa 30 Sekunden nach der Sprengung aus. Der in Nähe der Sprengstelle aufgestellte Grubenlüfter schob die Sprenggase sukzessive in Richtung Mundloch.
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Wie ein dicker Brei quollen die Gase aus dem Berg.
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Noch mal von oben betrachtet...
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So etwa sah der Höhepunkt der aus dem Berg quellenden Gassäule aus!
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Das Ergebnis der Sprengarbeit konnte an diesem Tag noch nicht in Augenschein genommen werden. Erst mussten die recht giftigen Gase das Berggebäude verlassen. Selbst noch am Abend des 03.08.2018 waren diese noch deutlich im Wetterstrom am Stollnmundloch sichtbar.
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Am Vormittag des 04.08.2018 befuhren die
sprengberechtigten Personen das Berggebäude für die Kontrolle und gaben
später auch für die Vereinsmitglieder die Befahrung frei. |
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Der erste Anblick des Masseberges wirkte auf alle etwas depremierend. Wann und wer soll bloß diese Massen aus dem Stolln schaffen... Es war August und bis zur Mettenschicht am 26.12.2018 verblieb nicht allzu viel Zeit.
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Doch schon dieser erste Arbeitseinsatz am 04.08.18 zeigte die Realisierbarkeit des Vorhabens auf, die etwa 22 m³ Masse mittels Schubkarren aus dem Berg zu laufen. Im Bild das Ergebnis von etwa 45 Schubkarren!
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Auch von der anderen Seite sah der Haufen nicht kleiner aus…
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Das Abfahren der Bergemasse ging jedoch relativ schnell voran...
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Viele Hände ‒ schnelles Ende… Jung und alt waren hier auf den Beinen...
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Fast geschafft!
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Der letzte „Rest“ von den etwa 22 m³ Bergemasse.
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Hier mal eine seltene Aufnahme der „Beräumer“ und Vertreter dreier Vereine bei einer Ruhepause. Foto: D. Oehme
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Selbst die Schubkarren hatten manchmal die
Schnauze voll...
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Bis zum Sonntag, den 16.09.2018, sind 822 Schubkarren oder etwa 22 m³ Masse vom früheren Sprengort abgefahren und vor dem Stolln sinnvoll in die Landschaft eingebaut worden. Möglich geworden nur durch die Hilfe vieler Bergbaufreunde aus anderen Bergbauvereinen oder Interessengemeinschaften, sowie auch Einzelpersonen denen unserer Dank gilt. Ein besonderer Nebeneffekt war die Mitgliedschaft von 2 neuen Vereinsmitgliedern wovon einer heute unser stellvertretender Vorsitzende ist! |
Wir wollen hier nicht jeden Einzelnen benennen, sondern unseren Dank an folgende Institutionen und Vereine aussprechen:
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Die angefallenen Berge wurden übrigens sehr
sinnvoll vor dem Stollnmundloch auf der anderen Seite des Baches für einen
Abstellplatz und eine Steinhecke direkt am Bach verwendet.
In so einer Steinhecke platziert sich neuer Lebensraum für kleine Kriechtiere und wasserliebende Lebewesen.
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Die aufgeschotterte Fläche ist für die Nachbarn, wie auch den Bergbauverein vielseitig verwendbar.
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Doch war mit der Beräumung ja noch lange nicht alles getan, um die Räumlichkeit für die Mettenschichten der kommenden Jahre vorzurichten. Neben Bereißarbeiten mussten auch diverse Ausbauarbeiten durchgeführt werden. Doch im Vergleich zur Beräumung der Masse ist das wohl die leichteste Übung für uns!
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Im Bereich der mittels Sprengung durchgeführten Erweiterung des Nebenortes befanden sich in Firste und an den Stößen Störungen mit Letteneinlagerungen. Daher musste die Stelle der Bühne mittels gewaltigen Stahlausbau gesichert werden.
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Auch kurz vor der Erweiterung mussten ein Verbau genau unter der Bruchkante eingebracht werden. Hier werden gerade die Fundamente für die Stempel des Türstockes vorbereitet.
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Wo das Gerüst zu sehen ist, befindet sich zukünftig die „Bühne“ für die Veranstaltungen. Der Ausbau erforderte neben langen Stahlträgern auch die entsprechend mächtigen Querschnitte.
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Alle Profile mussten ordentlich verschweißt werden. Foto: D. Oehme
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Ende November 2018 waren alle Arbeiten abgeschlossen und der Mettenraum konnte für die erste Veranstaltung mit Tischen und Bänken ausgestattet werden. Sitzt man heute als Teilnehmer einer Veranstaltung im Mettenraum ist kaum Wahrnehmbar wie viel Arbeit, Schweiß und Mühe diese nur wenige Quadratmeter große Erweiterung erforderte. Doch hatte sich der Aufwand gelohnt und wurde schon zur Mettenschicht am 26.12. von vielen Besuchern mit Entzücken und Erstaunen belohnt. Auch zeigte sich das die Erweiterung eine vollkommen richtige Entscheidung für den Bergbauverein war.
Glück auf!
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