"AG Uralt-Bergbau " - Fremdarbeiten zwischen 1988 und 1990

 

   

Aller Anfang ist schwer...

Da sämtliche Arbeiten am Merzdorfer Berg von behördlicher Seite untersagt waren, wurde uns nunmehr die Zeit etwas lang. Zwar war auf dem Biensdorfer Erzberg reichlich Arbeit vorhanden, doch durften wir auch hier nur Übertage tätig sein  und wir wollten doch auch Arbeiten im untertägigen Bereich ausführen und uns auch in dieser Hinsicht die ersten Sporen verdienen.

Aber es bestand nun die Möglichkeit in Schönborn/Dreiwerden bei der dortigen „AG Historischer Erzbergbau“ die ersten Arbeiten in Eigenregie zu übernehmen.  

 

 
 

 

 

 

 

Die erste derartige Aktion stieg am Karfreitag 1988. Die dortige AG plante den „Diebshäusler Tagesschacht“ zu öffnen. Doch war zwar die Lage anhand eines Rißes nachvollziehbar, doch sah das ganze im Gelände etwas anders aus. Nach weit über  Hundert Jahren nach  Grubenstilllegung war  dichter Laubwald in dem Bergbauareal gewachsen und kaum Spuren eines Schachtes im Gelände sichtbar. Auch eine typische Schachthalde fehlte, wir befanden uns ja am recht steil zur Zschopau abfallenden Berggehänge, wo wohl auch die Halde verstürzt worden war aber nun kein richtiger Anhaltspunkt vorhanden war. Einziger Hinweis war ein Grenzstein mit Jahreszahl und den wettinischen Schwertern, der auch auf diesem Riß vermerkt war. Es handelte sich dabei um Churfürstliche Jagdgefilde die vom Bergbau respektiert werden mussten. Dieser Stein war auch noch heute, also 1988 vorhanden und lieferte wenigstens einen Anhaltspunkt für eine Suchgrabung.  

Mittels des Grenzsteines wurde der Verlauf eines Schürfgrabens festgelegt. Der Aushub des Grabens erfolgte händisch mit Hacke und Schaufel. Von der Schönborner AG war Rainer Kahle (†) als Leiter der Schurfarbeiten eingesetzt und mit Ihm machte den „Merzdorfen“ die Sucharbeit auch Spaß. Neben Dieter Kempe, dem AG – Leiter, waren Martin Böhme (†), Lutz Mitka und Erich Krönert (†) mit von der Partie, noch mehr  Mitglieder, außer noch Herbert Pester (†) gab es damals nicht. Über den Schacht war nur bekannt das dieser als Verwahrung mit einem Ziegelgewölbe nach Betriebseinstellung bei „Alte Hoffnung Erbstolln“ um 1886 verschlossen wurde. Der etwas mehr als Knie - tiefe Schurfgraben verlief vollends im Haldenmaterial und förderte das eine oder andere interessante Gangstück zu tage, aber von einem Schachtkopf oder ähnlichem war keine Spur zu finden. Erst weit nach der Mittagszeit und schon vor Ende der Arbeiten stießen Rainer Kahle und Dieter Kempe eher zufällig auf eine Ecke des gemauerten Schachtkopfes, der nur wenige Zentimeter unter dem Waldboden lag! Die vollständige Freilegung des Schachtkopfes erfolgte am darauf folgenden Sonnabend durch die Schönborner Bergbaufreunde.

Mit der Aufwältigung des „Diebshäusler Tagesschachtes“ ließen sich die Schönborner Bergbaufreunde viel Zeit, zumal noch genügend Arbeit am „Herrmannschachthaus“ und der Aufwältigung des zugehörigen Schachtes an stand. Nun waren die Merzdorfer oder nunmehr die Biensdorfer Bergbaufreunde wieder am Zug. An einem bitterkalten und äußerst ungemütlichen Karfreitag des Jahres 1989 begannen wir mit  einfachsten Mitteln die Bergemasse aus dem Schachtkopf zu räumen. Rainer Kahle war wieder als „Schachtleiter“ eingesetzt und wir „förderten“ wie die Alten den Dreck in einem Blecheimer über Seil und Rolle zu tage.

 

 

Ein schon legendäres Bild und wohl das einzige Gruppenbild von den Arbeiten am Tagesschacht an diesem Tag. Von links, Stefan Zschemisch, Andre Klar als neue Mitglieder in der AG Uralt Bergbau, Maiko Bresovskie von Schönborn, Lutz Mitka und Rainer Kahle. Dieter Kempe hat das Geschehen mit seinem Fotoapparat festgehalten.


Foto: D. Kempe

Stefan Zschemisch bei den Grabungsarbeiten im Schachtkopf und Dieter Kempe am Rand.


Foto: Rainer Kahle (†)

Es war zwar aus  den Grubenakten ersichtlich, dass der Schacht verwölbt war, doch wußte niemand über den Zustand des Gewölbes sichere Auskunft zu geben. Deshalb wurde die im Schacht hantierende Person mittels eines Feuerwehrgurts und Sicherungsseil gesichert. Trotz der schweren Schaufelei im engen Schachtkopf war diese die beliebteste Arbeit an diesem Tag, man konnte so dem kalten Wind ausweichen!

 

 

 

 

 

Das Gewälbe des Schachtkopfes lag etwa 5 – 6 m unter der Rasensohle und wurde an diesem Tag nicht mehr freigelegt. Wir erreichten aber über 2 m Teufe was für die Witterungsverhältnisse an diesem Tag auch gut war.

Die Arbeiten setzten die Schönborner Bergbaufreunde im laufenden Jahr fort und planten sogleich den Aufbau einer Kaue über den Schacht, so wie sie noch heute steht. Aber weiterhin halfen Biensdorfer Bergbaufreunde, wenn auch nur sporadisch, bei der Aufwältigung des Schachtes bis in die 1990er Jahre mit.

 

 

Die Kaue des „Diebshäusler Tagesschachtes“ im Bau um 1991.


 
 

Ansicht vom Eingang um 1992.


 
 

Die fertige Kaue um die Mitte der 1990er Jahre.


 
 

Ansicht von der Schachtseite um 2011.


 
 

Ansicht von der Talseite um 2011.


 
 

Das erste eigene Projekt.

Wir wollten es kaum glauben, aber es gab sie doch, die kleinen Wunder! Der Bürgermeister der damals noch eigenständigen Gemeinde Krumbach trat 1989 an Dieter Kempe heran und fragte nach der Möglichkeit, eine Sicherungsmaßnahme an einem Stolln im Ort durchzuführen. Es hatte sich wohl schon herumgesprochen, dass es Leute im Ort gab, die sich mit der Materie Bergbau befassten und auch schon ordentliche Arbeit in Schönborn und auf dem eigenen Objekt abgeliefert haben und somit einen vernünftigen Leumund, sowie etliche Fürsprecher  hatten. Der Stolln, um den es sich handelte, lag genau hinter der Waage der örtlichen LPG in einem kleinen Waldstück. Das Mundloch war offen und ein großer Berg Dreck und Müll staute das Wasser im Stolln an. Wir sollten den Dreck und Müll beseitigen und ein Gittertor als Sicherungsmaßnahme gegen unbefugten Zutritt anbringen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der „Neue Hoffnung Gottes Erbstolln“, so hieß die kleine Grubenanlage, wurde nun das erste eigenständige Projekt der „AG Uralt Bergbau Merzdorf/Biensdorf“. Viel Arbeit war eigentlich nicht zu erledigen. Die Beseitigung der Massen vor dem Mundloch und noch eine neue Wassersaige, sowie ein Stollntor musste eingebaut werden. Das Tor entstand ganz offiziell in unserem Betrieb, dem VEB Barkas Werke in Frankenberg. Nunmehr war die ganze Aufwältigung mit ein paar Einsätzen in der Woche erledigt, wobei wir für diese gesellschaftliche Tätigkeit auch noch von der Arbeit freigestellt wurden, um rechtzeitig am Tag beginnen zu können! Ein Umstand der heute schier undenkbar ist, wo nicht einmal Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr für Einsätze den Arbeitsplatz verlassen dürfen !
 

 

Ansicht des Mundloches um die Mitte der 1990er Jahre.


 

 

Blick in den Stolln um 1989. Ein Foto von der Werksfotografin der Barkas Werke Frankenberg.


 

 

Mundlochbereich noch vor dem Toreinbau und der vollständigen Beräumung


 
 

Mundlochbereich mit eingebauten Gittertor.


 
 

Der Initiator des Projektes, Dieter Kempe aus Niederlichtenau. 


 
 

 Das Mundloch des „Neue Hoffnung Gottes Stolln“  auf einem Dia von 1996.


 
 

In Schlägel- und Eisenarbeit hergestellter Teil des Stollns.


 
 

Jahrestafel aus der Untersuchungsperiode vom Schönborner Bergmann August Weiße.


 
 

Hinweis- und Verbotsschild  vom „Neue Hoffnung Gottes Stolln“ aus dem Jahr 1989 in desolaten Zustand. Das Schild wurde 2012 geborgen und ist nun in den Museumsbestand des Bergbauvereins gelangt! Übrigens ist das kein gedrucktes Schild, sondern wirklich noch von einem „Schildermaler“ angefertigt worden.


 
 

Ein weiteres Projekt in Schönborn - Das Mundloch des Diebshäusler Stollns

Da schon seit 1988 die Planung über die Öffnung des so genannten „Wismutquerschlages“ in Biensdorf bei verschiedenen staatlichen Stellen vorgetragen wurde und unter gewissen Voraussetzungen auch die Bewilligung des Projektes angedeutet wurde, brauchten wir noch mehr Unterstützung und vor allem kompetente Fürsprecher. Einer dieser Fürsprecher war der Leiter der Schönborner AG Wolfgang Riedl. Wir vereinbarten eine Kooperation bei zwei Bergbauprojekten. Der Schönborner Verein übernimmt die Leitung bei der Aufwältigung des Stollnmundloches vom „Wismutquerschlag“ und wir mauern in Schönborn das Mundloch des „Diebshäusler Stolln“. Die Arbeitsmaterialien für die beiden Projekte stellt die jeweils zuständige AG bereit. Gesagt - Getan.

 

 

 

 

 

 

 

So begannen wir nun hauptsächlich an den Sonnabenden mit den Arbeiten in Schönborn. Das dafür nötige Baumaterial ist von der dortigen AG teilweise bis vor Ort gebracht worden. So wurden die Koffersteine mit dem Multicar auf der dem „Diebshäusler Stolln“ gegenüberliegenden Flussseite „angeliefert“ und auf abenteuerliche Weise mit einem selbst gebauten Floß, frei nach Thor Heyerdal, über die Zschopau transportiert und direkt am Mundloch entladen. Auch Sand war schon vor Ort, nur den Zement mussten wir über den steilen Weg vom „Hermannschachthaus“ zum Mundloch „buggeln“! Leider weiß ich nicht mehr, wann wir die Arbeiten dort erledigt hatten. Aber ich glaube, wir haben mehrere Einsätze verteilt über das Jahr 1989 gemacht. Später hatten wir ja keine Zeit mehr dafür und mussten die Öffnung des Wismutquerschlages in Biensdorf vorbereiten.

In späteren Jahren nahmen die Schönborner Bergbaufreunde noch diverse Ergänzungen vor. So die Stützmauer auf dem Stollnmundloch und das mittels Stahlausbau weiter nach vorne gezogene Mundloch zur Auflagerung von Haldenmasse aus der weiteren Stollnaufwältigung.
 

 

Das im Bau befindliche Mundloch im Frühjahr 1989.


 
 

Materialtransport vorm Mundloch im Frühjahr 1989.


 
 

Ein sehr einfacher Kopfschutz für den Maurer. Für das Aufsetzen der Mauerung war nur sehr wenig Freiraum vorhanden.


 
 

Ansicht der Mundlochmauerung mit dem begonnenen Widerlager für den Gewölbebogen.


 
 

Anfang 1990 sah das Mundloch noch so aus...


 
 

Das fertige Mundloch um die Mitte der 1990er Jahre.


 
 

Zugewölbtes Mundloch mit Stollntor.


 
 

Stahlausbau für das vorgezogene Mundloch für die Ablagerung von Haldenmasse im Rahmen von Aufwältigungen im Stolln.


 
 

Das Stollnmundloch 2011. 


 
 
     
   

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