Weitere Aufwältigung des „Hülfe des Herrn Stolln“ 

 

   
Etwa 2 m nach dem neuerrichteten Mundloch war der Stolln durch einen Bruch auf etwa 5 m Länge unpassierbar. Wegen der geringen Gebirgsüberdeckung an dieser Stelle entschied sich der Bergbauverein für die Öffnung des Bruches von Übertage aus.
 
 

Dafür wurde nun einfach eine Baugrube auf der Bruchstelle ausgehoben, der Stolln stückweise freigelegt und mit Türstockausbau gesichert, die gesicherten Stollnteile anschließend mit Bergemasse versetzt. Die Baugrube ist dabei nur temporär gesichert worden. Am 3. März 1998 erfolgte der „erste Spatenstich“ zu diesem Projekt.
 

 


 

Der Grubenriss dokumentiert den Zustand der Aufwältigungsarbeiten zum März 1998. Während für den orange gekennzeichneten Teil des „Wismutstollns“ wegen des dortigen Schachtes noch keine Genehmigung des Bergamtes Chemnitz vorlag und die Arbeiten dort seit 1994 ruhten, beginnt die Aufwältigung des rot markierten Bereichs im „Hülfe des Herrn Stolln“. Der eigentliche Verlauf des Stolln war zu diesem Zeitpunkt vollkommen unklar, besonders im Bereich des Schachtes.
 

 
Im Mai sieht es vor dem Stolln wieder nach Baustelle aus. Nach gut 2 Jahren Pause wird wieder weiter gemacht. Nun ist es aber die Aufwältigung des Stolln in Richtung Besucherbergwerk.
 

 
Der im Bild sichtbare hölzerne Spurnagelhund kam für den Transport der Bergemasse nicht zum Einsatz. Dafür alte Kunststoffeimer für die Förderung auf dem Stolln und die Schubkarre für den Transport Übertage.
 

 
Die Bruchstelle ist einfach von Übertage aufgegraben worden. Der Ausbau aus Doppel- T- Profilen ist vom Stolln aus eingebaut  und verschweißt worden.

Von den Vereinsmitgliedern wurde diese Baustelle einfach „U- Gesenk“ genannt und immer mit einer alten grünen Plane abgedeckt.
 


 
Blick in das noch ohne Ausbau stehende „U- Gesenk“ am Anfang der Bauphase. Die Sohle des Stolln lag etwa 5 m unter der Tagesoberfläche.
 

 
Der erste Türstock im Bereich des Bruches ist eingebaut. Es fehlen aber noch etliche und das ist noch ein ordentliches Stück Arbeit. Der im Bildvordergrund sichtbare Bau ist der letzte, der bei der Aufwältigung des Mundloches im April 1990 gestellt worden ist.
 

 
Die Stempel sind Übertage vorgerichtet worden. Nach dem Einbau ist dann nur noch Kappe und Stempel, sowie der Verzug verschweißt worden. Für den Fotografen stellt der Lichtbogen ein ideales Blitzgerät dar.
 

 
Behelfsmäßig haben die Vereinsmitglieder eine Baubeleuchtung eingebaut, um beim Transport der Bergemasse im Eimer wenigstens auf die hinderliche Helmlampe in dem nur 1,3 m hohen Stolln verzichten zu können. Es gab keine andere Möglichkeit, als die Masse im Eimer mit „grummen Buggel“ aus dem Stolln zu schleppen. Alle ausgedachten technischen Möglichkeiten waren einfach zu aufwendig für diese zeitlich begrenzte und überschaubare Arbeit.
 

 
Der erste Durchblick. Nach gut einem Sommer voll Arbeit war die Bruchstelle auf dem „Hülfe des Herrn Stolln“ beseitigt. Im Bild der „letzte Dreckhaufen“ an dieser Stelle - nicht aber im Stolln!
 

 
Hier geht’s zum Schacht, dem letzten Hindernis bevor der Stolln den „Wismutquerschlag“ erreicht und auch für Besucher durchgängig ist. Die Erstbefahrung zum Schacht erfolgte am Sonnabend den 6. Juni 1998. Hier reifte auch der Beschluß, den Schacht auszufördern.
 

 
Der „Hülfe des Herrn Stolln“ verläuft in diesem Bereich im kohlenstoffhaltigen Quarzitschiefer und ist auf einem Spatgang aufgefahren. Die Gangmasse besteht hier aus derbem, teilweise blättrigem weiß-gelben bis bräunlich-gelben Schwerspat ohne erkennbare Primärvererzung.
 

 
Blick in Richtung Mundloch durch den aufgewältigten Teil des „Hülfe des Herrn Stolln“. Teilweise konnten die Kappen ohne Stempelunterbau im Gebirge verbühnt werden. Dadurch konnte in der Breite des Stolln etwas Platz gewonnen werden.
 

 
Kleines Stillleben im gemauerten Mundlochbereich mit Spurnagelhunt.
 
   

Nun wird es ernst – Der erste Schacht!
 

Um vom „Hülfe des Herrn Stolln“ auch den „Wismutquerschlag“ zu erreichen, galt es ein weiteres aufwendiges Hindernis zu bezwingen. Es handelt sich um einen alten Tagesschacht, der 15 m vom Mundloch entfernt und bis zur Tagesoberfläche verfüllt ist. Es standen zwei Versionen zur Aufwältigung im Raum.

Der Versuch, mit einer Getriebezimmerung die Massesäule zu unterfahren, wurde schon im Vorfeld verworfen. Das Schachtprofil wies einen Querschnitt von gut 2 m x 2 m auf, das Füllort des Schachtes noch etwas größer und der Angriffspunkt vom Stolln nicht einmal einen halben Meter in der Breite!  Der Verein entschied sich richtigerweise für die vollständige Aufwältigung des Schachtes, anschließender Ausbau des Füllortes und die nachfolgende Verfüllung der Schachtröhre über dem Füllort des Stolln.
 

 

 

 

 

 

 

Eine gewaltige Aufgabe für unseren jungen Bergbauverein und dabei alles in Eigenregie! Noch Anfang September 1998 begannen die ersten Arbeiten für den Aufbau des Schachtkopfes.
 


 
Die Pinge um 1995, so wie sie uns jahrelang vertraut war.
 

 
Als erstes musste die verwachsene Pinge beräumt werden. Anschließend konnte man das Schachtprofil freigraben. Schon am Anfang zeigte sich eine sehr starke Verwitterung im Bereich der Tagesoberfläche. Der kohlenstoffhaltige Quarzitschiefer war demzufolge recht gebräch.
 

 
Zu diesem Zeitpunkt herrschte noch völlige Unklarheit über die tatsächliche Größe des Schachtprofils. Dafür mußten noch einige Kubikmeter Masse abgefördert werden. An etlichen Stellen war das Gestein weit ausgebrochen und ständig rutschte an diesen Stellen die Haldenmasse wieder in die Baugrube. Auf den Ausbau wurde aber bewußt verzichtet, um später Baufreiheit für den Schachtkopf in Bolzenschrot- Zimmerung zu haben. Die Masse mußte eben raus!
 

 
Die Bergemasse wurde in Maurereimern mit Muskelkraft über eine schräge Ebene aus der Baugrube gefördert.
 

 
Die „Schachtförderanlage“ bestehend aus Maurereimern und zwei V- förmig vernagelten Schalbrettern. Bis fast  5 m Teufe ist auf diese Art und Weise die Bergemasse aus der Baugrube „gefördert“ worden.
 

 
Die Bergemasse aus dem Schacht ist nicht achtlos auf die Halde gekippt worden, sondern zur Verfüllung des von untertage aufgewältigten Bruches auf dem „Hülfe des Herrn Stolln“ verwendet. Über eine Rutsche auf der Halde konnte die Masse direkt in den Bruch verfüllt und anschließend verdichtet werden.
 

 
Blick von der Haldenkante die Rutsche hinunter. Leider war der Schüttwinkel der Halde etwas zu flach, deshalb mußte dem feinkörnigen Masseanteil, die gerne liegen blieb, immer etwas nachgeholfen werden. Aber es war eine sehr große Arbeitserleichterung. Ein Loch wurde ausgegraben und ein anderes verfüllt - alles in einem „Arbeitsgang“!
 

 
Je voller der alte Bruch wurde, um so „leerer“ wurde der neue Schacht!
 

 
Weder vom „U- Gesenk“, noch von der „Masserutsche“ ist 2010 in der Natur noch irgend etwas zu sehen, als wäre hier nie etwas passiert!  Die Erhaltung der Bergbaulandschaft liegt uns genauso am Herzen, wie die Erkundung der Grubenbaue unserer Altvorderen.
 

 
Bis dahin hatten wir als Bergbauverein schon einiges angepackt und umgesetzt, doch der erste Schacht war nicht ganz ohne!  Aber es gab ja diverse Technologievorlagen aus Lehrbüchern bis hin zu den Darstellungen von Agricola.

Als Ausbauprinzip für den Schachtkopf haben wir die Bolzenschrottechnologie gewählt. Die ist relativ einfach umsetzbar in Holz oder auch in Stahl (!) und noch viel wichtiger: Auch an jedes Projekt anpassbar!  So aufwendig - wie im Bild dargestellt - haben wir den Ausbau natürlich nicht umgesetzt. Von Anfang an stand fest, den Schacht nicht offen zu halten, sondern nur die Strecke im Bereich des Füllorts wieder durchgängig zu machen. Dazu reichte eine „Minimalversion“ dieser Technologie vollkommen aus.
 


 
Auf jeden Fall sollte eine Aufteilung in Fördertrum und Fahrtentrum mit entsprechender Vertonnung vorgesehen werden, aber es gab wieder Gründe, die das Vorhaben etwas abänderten!  Bei späteren Schachtprojekten ist diese Schachtaufteilung als ein genereller Sicherheitsaspekt umgesetzt worden!
 

 
Bei fast 5 m Teufe war das Gebirge so stabil, um den Grundrahmen für die Bolzenschrotzimmerung aufzunehmen. Die Technologie dieser Ausbauart ist schon mit einigen Änderungen seit Agricola bekannt. Für die Vereinsmitglieder stellte eine interne Arbeitstechnologie der SDAG Wismut den Leitfaden für diese Arbeit!
 

 
Auf den Grundrahmen werden Stempel als Träger des nächsten darüberliegenden Rahmens aufgesetzt. Die Zimmerung wird also von unten nach oben aufgebaut. Möglichst sollte jeder Rahmen fest im Gebirge aufgelagert werden, was nicht immer möglich ist. Deshalb sollte der erste Rahmen wirklich straff im Gebirge verankert werden!
 

 
Natürlich kam der Spaß nie zu kurz!
 

 
Trotz Wintereinbruch sind die Arbeiten diesmal nicht unterbrochen wurden. Die erste Ausbaustufe des hölzernen Schachtkopfes sollte unbedingt noch vor Weihnachten fertig werden, damit über Winter die Bergemasse aus der Schachtröhre gefördert werden kann.
 

 
Langsam zeichnet sich ab, was es werden soll!  Die langen, über den Schachtkopf hinausragenden Schwartenbretter dienten gleichzeitig der Fixierung für die nächsten Rahmen.
 

 
Parallel zum Aufbau des Schachtkopfes erfolgte auch die Hinterfüllung der Verschalung. Damit war auch der Kraftschluss zwischen Ausbau und Gebirge gewährleistet. Zum Fördern der Bergemasse steht ein Dreibock mit elektrischem Kettenzug über dem Schacht.
 

 
Verfüllung des Raumes zwischen Schachtkopf und Gebirge bis zur Tagesoberfläche. Die Schachtröhre selber ist auf der Hängebank mit Lichtgitterrosten abgedeckt.
 

 
Blick von der Hängebank in die Schachtröhre mit der ersten Umtrittbühne bei etwa 5 m Teufe.
 

 
Erhöhung des Schachtkopfes um etwa 1 m zur weiteren Verkippung der Bergemasse in der Pinge. Die ehemalige Bruchstelle ist mittlerweile bis auf Rasenniveau verfüllt worden.
 

 
Zwei Mann vor Ort bewerkstelligten die Füllarbeiten. Zwei weitere Vereinsmitglieder förderten die Masse zu Tage und verbauten sie um den Schachtkopf.
 

 
Die Schachtröhre war von der Rasensohle 10 m tief bis auf die Sohle des Stolln bei einem Querschnitt von etwa fünf  Quadratmetern verfüllt.
 

 
Ansicht der „Schachtanlage“ am Ende des Winters im Februar/März 1999.
 

 
Ansicht der leeren Schachtröhre im Sommer 1999. Die Verwahrungsbühne über dem Füllort  ist schon eingebracht. Es fehlt nur noch die Wetterlutte. Um später den Schacht zur Bewetterung benutzen zu können, ist von der Verwahrungsbühne bis zur Rasensohle ein durchgehendes Rohr von 500 mm Weite aus Edelstahl eingebaut worden. Damit bestand auch die Möglichkeit, die Bergemasse zur Wiederverfüllung des Schachtes zu fördern!  Dazu fertigten Vereinsmitglieder mit der Unterstützung des letzten Freiberger „Bergschmieds“, Michael Mosch (†), spezielle Fördertonnen an die mit abgeschnittenen Straßenbesen als „Leitbaum“ durch das Wetterrohr paßten! Diese Fördertechnologie hat einwandfrei funktioniert!
 

 
So sah man den Schacht, wenn man von oben reingeschaut hat - ein schon eindrucksvoller Anblick und das bei nur 10 m Teufe!   Die untere Bühne bildet gleichzeitig die Firstverschalung über der Stollnsohle am Füllort.
 

 
Gleicher Blick andersherum: Ansicht von Schachtröhre und Schachtkopf von der Verwahrungsbühne aus. Die Fahrung war nur behelfsmäßig eingebaut, um später den Einbau der Wetterlutte zu ermöglichen.
 

 
Der Schacht ist von den Vorfahren auf dem „Hülfe des Herrn Stolln“ im Gangeinfallen geteuft worden. Oberhalb der Verwahrungsbühne lag ein Scharkreuz. Im Bild ist der teilweise ausgeschrämte Gang sichtbar. Ein ordentliches Gangstück von derben Schwerspat für die „Bergbausammlung“ ist auch geborgen worden.
 

 
Reste des Spatganges im Details.
 

 
Zusätzlich zur Verwahrungsbühne aus Stahlprofilen ist der gesamte Füllortbereich in Mauerung gesetzt worden. Hier der „Freimaurer“ des Bergbauvereins in Aktion!  Auch ist die eingebaute Wetterlutte mit der „Einführhilfe“ für die Fördertonnen links vom „Freimaurer“ sichtbar.
 

 
Da sich im Füllortbereich keine feste Sohle nachweisen ließ, haben wir „praktisch nachgesehen“ und die Schachtröhre trotz sehr starker Wasserzuläufe noch auf weitere 2,5 m unter der Stollnsohle beräumt!  Nachdem sich hier aber die Schachtröhre zu einem weiteren Abbau erweiterte, wurde aufgehört. Heute dient der Schachtbereich unter der Stollnsohle unserer Wassernutzung.
 

 
Die nasse Baustelle im Schacht erforderte wasserdichte Klamotten!
 

 
Zum Fördern kamen spezielle Kübel zum Einsatz. Das Fassungsvermögen dieser Kübel lag bei fast 80 Liter und ermöglichte beachtliche Fördermengen je Einsatz!
 

 
Schlanke Rohrfördertonne mit angeschraubten und rasierten Straßenbesen als „Leitbaum“.

 
Rohrförderung im Schacht und gleichzeitige Verfüllung dessen. Jeweils mit zunehmenden Füllstand der Masse im Schacht ist die Wetterlutte einfach durch einen weiteren Rohraufsatz verlängert worden.
 

 
Das Auskippen der Förderkübel war relativ einfach durch das anhängen des Tonnenbodens an eine Kette gelöst. Beim weiteren Hängen kippte sich der Kübel selber aus! Die Füllmasse stammte nun ausschließlich aus der weiteren Aufwältigung des „Wismutstolln“ und des „John Schachtes“. Gut im Bild zu sehen ist  der „Leitbaum“ in Form rasierter Straßenbesen die an dem Förderkübel befestigt wurden.
 

 
Ein weihnachtlicher Einsatz zur Schachtverfüllung. Von links Steffen „Stubs“ Eichler, Frank Gläser, Jörg Schröder, Peter Klar und fotografiert von Lutz Mitka.
 

 
Letzter Einsatz vor Beendigung der Verfüllarbeiten.
 

 
Bild vom letzten Einsatz am „Döring Schacht“. Danach ist die Fördereinrichtung abgebaut und für die weitere Verwendung eingelagert worden. Von links Thomas Klöden, Peter Klar, Sven Heinig, Jörg Schröder, Frank Gläser und fotografiert von Lutz Mitka.
 

 
Grafische Darstellung über den zeitlichen Aufwand der Aufwältigungsarbeiten auf diesem nur 25 m langen Stollnabschnitt: Mit Unterbrechungen haben wir von 1990 bis 1999 daran gearbeitet ! 
 

 
Der „Döring- Schacht“ im Januar 2010. Vom ganzen Aufwand zur Aufwältigung des Stollnabschnittes ist heute nichts mehr zu sehen!
 
Wie es auf der Ostseite des Streckenkreuzes mit dem Wismut- Stolln im Altbergbaubereich weiterging, darüber werden wir in neuen Beiträgen berichten...