Auf dem Weg zum Besucherbergwerk
|
Seit Vereinsgründung
erschien ein Problem, daß uns zu DDR- Zeiten völlig unbekannt war:
Geldnot! Ein Verein braucht ja Geld zur Finanzierung der Vereinsarbeit.
Niemand schenkte uns was für den normalen Vereinsbetrieb, alles war nun mit
„Kohle“ verbunden. Die Vereinsbeiträge der Mitglieder reichten bei
weitem nicht mehr, privates Geld war ein zweischneidiges Schwert und Spenden
äußerst selten! Wir brauchten einen Zweckbetrieb! |
Der erste Gedanke war der Ausbau des „Wismutstolln“ zum regulären Besucherbergwerk. Wir nahmen uns dieser Herausforderung an und begannen noch im Winter 1990/91 die ersten Voraussetzungen zu schaffen. Unsere „Grube“ war zu
dieser Zeit über den „Wismutstolln“ nur bis zu einem verbrochenen
Streckenkreuz mit dem „Hülfe des Herrn Stolln“ befahrbar, das waren gerade
einmal 25 m! Die erste Auflage vom Bergamt sollte uns wohl eigentlich
abschrecken, aber die weckte eher den Teamgeist und es wurde als
Herausforderung angesehen. Die Behörde verlangte den vollständigen Ausbau des
„Wismutstolln“ bis zum verbrochenen Streckenkreuz mit Türstöcken,
mindestens halbhohem Seitenverzug und Verbau der Firste. Es macht uns eher Spaß,
als daß diese Auflage ernsthaft Sorgen verbreitete! |
|
|
Es war zwar schon April, aber der
Winter meldete sich nochmal in all seinen Variationen. Hier die Mannschaft vor
der Einfahrt, von links Stefan Zschemisch, Lutz Mitka, Dieter Kempe und Jürgen
Engel (†) an der Kamera. |
|
|
Über Winter ist schon der
unmittelbare Mundlochbereich instand gesetzt worden. Es fehlt nur noch der
seitliche Verzug, aber das geht auch noch nebenher. |
|
|
Schon seit März wurde kräftig
am Ausbau gewerkelt, die Monate zuvor haben die Vereinsmitglieder im Wald
verbracht und Holz für die Grube vorgerichtet. |
|
|
Der „Holzplatz“ vor dem
Stolln. Hier wird der gesamte Ausbau einbaufertig vorgefertigt! Lutz Mitka
und Dieter Kempe beim Zuschnitt eines Stempels. |
|
|
Der Holzplatz vorm Mundloch vom
Berg aus gesehen. |
|
|
Vor der Schicht! Von links
Stefan Zschemisch, Peter Klar, Andre Klar, Dieter Kempe und Lutz Mitka an
der Kamera. |
|
|
Blick durch den fast fertig
gestellten Ausbau Richtung Streckenkreuz. Der Holzausbau ist mit Carbolineum
versiegelt worden. |
|
|
Der halbhohe Verzug läßt dem
Besucher noch einen Blick auf das Gebirge frei. 1998 mussten die Stempel
vollständig ausgetauscht werden. Einige Jahre später waren dann auch die
Kappen faulig. Dieser Stollnabschnitt ist dann vollständig mit Stahl
verbaut worden. Die Kosten für Kesseldruck imprägnierte Hölzer sind
einfach zu hoch! |
|
|
Ansicht in Richtung Mundloch.
Peter Klar und Dieter Kempe bei den letzten Versatzarbeiten in diesem
Streckenteil. Der Holzausbau sieht zwar in einer Bergwerksanlage mit am schönsten
aus, hat aber wegen den Fäulniserscheinungen eine relativ geringe
Standzeit! |
|
Aufwältigung des Streckenkreuzes „Wismutstolln – Hülfe des Herrn Stolln“
|
||
Der Ausbau des „Wismutstolln“
bis zum Streckenkreuz bereitete keinerlei Schwierigkeiten für die noch
unerfahrenen Vereinsmitglieder. Die fachliche Anleitung beim Mundlochbau
durch Wolfgang Riedl hatte Interessen geweckt und viele aus dem Verein befaßten
sich mit Literatur aus dem Bergbausektor. Dadurch gelangte theoretisches
Wissen in den Verein, was sich auch in praktischer Art und Weise bei der
Umsetzung der gestellten Aufgaben zeigte! |
Nun aber kam die erste gewaltige Herausforderung auf uns zu. Natürlich haben wir auch das geschafft, aber auch ordentlich „Lehrgeld“ bezahlt! Die erste
Getriebezimmerung überhaupt wurde grundlegend unter falscher Denkweise
begonnen. Trotz der gemachten Fehler, natürlich aus heutiger Sicht, gelang
den Vereinsmitgliedern diese Arbeit und wurde vom zuständigen Bergamt - mit
entsprechenden Kommentar - auch akzeptiert. |
|
|
Beim diesem Streckenkreuz
handelte es sich zum Glück nicht um einen klassischen Bruch im eigentlichen
Sinne. Vielmehr war nur die Versatzmasse aus dem bis zur Tagesoberfläche
reichenden Abbau in den Stolln gelaufen. Auch schob die Massesäule ständig
wieder Material nach. Es war wie ein großer Wettlauf den wir öfters
verloren haben. Der Abbauschlitz reichte zum Glück nicht bis in die Firste
über den „Wismutstolln“. Von links Stefan Zschemisch und Dieter Kempe. |
|
|
Vorbereitung für die ersten Fußlöcher
der Stempel für die „Getriebezimmerung“ oder vorauseilenden
Sicherungsausbau. |
|
|
Technik stand dem Verein zum
damaligen Zeitpunkt nicht zur Verfügung. Man beachte die Lampe links auf
der Sohle. Es handelt sich um eine aus Stahlblech gefertigte Freiberger
Blende, aber mit Steinhaken! Für uns die „Biensdorfer Blende“. Als
weiteres Geleucht kamen nur Kerzen und Taschenlampen zum Einsatz. Niemand im
Verein besaß damals ein richtiges Grubengeleucht. |
|
|
Das erste Geleucht, das für die
Arbeiten 1990 zur Verfügung stand, war eine selbstgebaute Blende aus
Schwarzblech mit einer Besonderheit: Sie verfügte über einen Steinhaken,
um sie überall hinzuhängen! Wir haben sie "Biensdorfer Blende"
getauft! |
|
|
Blick in den „Hülfe des Herrn
Stolln“, der vom Massehaufen nicht mehr ganz verschüttet war... |
|
|
....und die zu Bruch gegangene
Zimmerung aus der Zeit der Wismut verbarg. |
|
|
Aufsetzen der ersten Kappe für
das Getriebe. Die Stempel sind nicht etwa Rohrmaterial sondern Vollprofil
und haben auch entsprechendes Gewicht! |
|
|
Der erste Stempel für den
zweiten Türstock steht vorm „Dreckberg“. Auf diesem Bau wird einmal das
Getriebe aufliegen. |
|
|
So soll dann dieser Bereich
durchbaut werden. |
|
|
Schon jetzt bogen sich die
langen Träger etwas durch, ohne das allzuviel Last darauf lag. Aber aus
Fehlern lernt man! Heute würden wir die Sache grundlegend anders angehen. |
|
|
Aus dem Abbau quoll ständig
Masse heraus und bereitete uns große Probleme beim weiteren Setzen der
Stempel für den Unterbau des Getriebes. Hier haben wir uns mit kleinen Notlösungen
beholfen. |
|
|
Der ganze Vormittag wurde an
dieser einen Stelle vertan. Links am Stempel hängt eine Biensdorfer Blende.
Heute ist das Arbeiten bei solch wenig Licht für uns nicht mehr
vorstellbar! |
|
|
In der Sohle des Streckenkreuzes lagen noch einige solche Grundkappen aus Wismutzeiten. Von links Dieter Kempe und Jürgen Engel (†). | |
|
Das nun nach vorn überhängende
Getriebe ist mit Holzstempel unterbaut worden. Vorher ist der ganze Bau noch
einige Zentimeter mit Radwinden hochgedrückt worden. Von links Stefan
Zschemisch und Karsten Rothe. |
|
|
Blick in den teilweise leeren
Abbau nach oben. An einer Stelle ist schon Tageslicht sichtbar. |
|
|
Endlich geschafft, am 8. Juni
1991 erfolgte die Erstbefahrung der Wismut- Anlage. Diese zeigte sich bis
auf einige lose Stellen an der Firste in einem doch recht ordentlichem
Zustand. |
|
|
Ansicht in Richtung Mundloch.
Nun war es kein allzu großes Problem mehr den gesamten Bau fertig zu
stellen. |
|
|
Nun wurde auch gleich die
ausgeräumte Bergemasse über dem Ausbau versetzt. Damit entstand ein
Kraftschluß zum Gebirge. Über dem Firstverzug arbeiten links Jürgen Engel
(†) und Dieter Kempe. |
|
|
Die Firste über dem Ausbau wird
mit stückigem Haufwerk ausgestopft. Des öfteren verschwand auch eine
„Flaschenpost“ im Versatz in Form einer Sektflasche mit Zettel als
Inhalt. Beim späteren Umbau fanden sich die Relikte wieder an! |
|
|
Letzte Arbeiten am fast fertigen
Durchgang im September 1991. Noch während der Bauphase schauten einige
Besucher vorbei. |
|
Die Eröffnung
des Besucherbergwerks
|
||
Nachdem die erste große Hürde
gemeistert wurde, ist der Rest kein Problem. Nach der Aufwältigung des
Steckenkreuzes standen nur noch Sicherungsarbeiten als Auflage des Bergamtes
an. Sämtliche Streckenkreuze, also die Verzweigungen des Querschlages,
mussten in eine sichere und für Besucher begehbare Situation gebracht
werden. Dies geschah recht rustikal mittels Verbau aus Stahl, wie wir es
schon im Mundlochbereich an einer kritischen Stelle praktiziert hatten. |
Das ganze Baumaterial
lieferte die Abwicklung oder besser der Abriss unseres einstigen
Arbeitgebers, der VEB Barkas Werke Frankenberg. Etwa 400 Stahlträger und
zusätzlich unzählige kleinformatige Profile, Stahlblech in allen
Variationen und Stangenmaterial wurde mit unzähligen Fuhrleistungen zum
Bergwerk gebracht. Ein demontiertes Hochregallager lieferte den gesamten
Firstverzug der Streckenkreuze! Der Verein verfügte damals über einen
„Freibrief“ (Schrottschein) der Firma und wurde vom Wachschutz nicht
kontrolliert! Noch heute (2010), profitieren wir von dieser
„Sammelleidenschaft“ und stellen fest, viel zu wenig mitgenommen zu
haben! Immer getreu dem Motte von Walter Ulbricht (†): „Aus
unseren Betrieben ist noch mehr herauszuholen!“ |
|
|
Nach dem Streckenkreuz zeigte
sich dem damaligen Vereinsvorsitzenden eine etwas „gebräche“ Stelle im
Stolln. Diese wurde in der üblichen Art und Weise gesichert, obwohl keine
Notwendigkeit bestand. |
|
|
Auch dieser Holzausbau wurde mit
„Carbolineum“ behandelt. Der Geruch des Steinkohlenteers war streng,
reizend und irgendwie unnachahmlich! Aber Pilze und anderes Holz zerstörendes
Getier hatte fast keine Chance! |
|
|
Und wieder ein Hunt, den zweiten
Wismuthunt bekamen wir auch vom Schönborner Bergbauverein. Von links Peter
Klar, Andre Klar, Dieter Kempe, Stefan Zschemisch und Lutz Mitka
fotografiert das Ganze. |
|
|
Eine weitere Schnittstelle zum
Bergbau der Alten stellte eine kleine gegen Osten verlaufende Gangstrecke
dar. Diese Feldstrecke aus dem Hochmittelalter (Lampennische) ist auf einem
Gang von einem Tageschacht in Richtung „Wismutstolln“ strossenweise
aufgefahren. Die Gangmasse besteht aus Kalkspat, an einigen Stellen war sehr
deutlich Kupferkies nachweisbar, von dem einige Stücken für die zukünftig
Bergbausammlung des Vereins geborgen wurde. |
|
|
Die Mauerung des
Streckenabzweigs nimmt schon ordentliche Formen an. Das Blech dient als Form
für die Gewölbekappe. Die Schalung sieht zwar sehr abenteuerlich aus,
funktioniert für diesen Zweck tadellos. |
|
|
Die sich im Gangbereich des
Stolln ablösenden Schalen waren der Anlaß für diese Arbeit. |
|
|
„Habe fast fertig!“ |
|
|
Des öfteren wurde vorm Mundloch
auch der Grill „gezündet“ und in geselliger Runde philosophiert. Damals
wie heute haben wir noch immer viel vor, nur wird heute ehr mal ein Bier
dazu getrunken und keine "Limo"! |
|
|
Leider war unser Grillplatz
damals etwas unansehnlich. Vielmehr war das ein Lagerplatz für Baumaterial.
Erst gegen Ende der 1990er Jahre wurde mit Hilfe eines Containerdienstes das
Holz- und Stahllager umgelagert auf einen festen Ablageplatz am Huthaus. Von
links Erich Krönert (†), Lutz Mitka, Peter Klar, Andre’ Klar, Thomas
Zschemisch und fotografiert von Stefan Zschemisch. |
|
|
Dieter Kempe im Februar1992 in
seiner Garage in Niederlichtenau beim Vorbereiten von Ausbaustempeln aus
dickwandigen Stahlprofil. |
|
|
Rege Betriebssamkeit bei der
Herrichtung des letzten Streckenkreuzes. Mittlerweile besitzt der
Bergbauverein auch einige ausgemusterte Helmlampen aus Beständen der SDAG
Wismut, die über Umwege nach Biensdorf gelangten. |
|
|
Dieter Kempe und Roland May
beim Einbau des Seitenverzuges. |
|
|
Versatzkästen am Zugang zum
noch verfüllten Wetterschacht. |
|
|
Das fast fertig gestellte
Streckenkreuz. |
|
|
Das Besucherbergwerk mit den für
Besucher zugänglichen Streckenteilen im Jahr 1994.
Der weitere Ausbau begann
erst 1996 mit dem Umbau des Streckenkreuzes mit dem „Hülfe des Herrn
Stolln“ und mit der Aufwältigung der Strecken ab dem 2. Streckenkreuz in
Richtung Westen, wo heute Mettenschichtraum und „John- Schacht“ liegen. |
|
|
Schneidbrennarbeiten vorm Stolln.
Die Stempel für die Rundstahlbögen (Pokalausbau) der Wismut mussten
etwas gekürzt werden. |
|
|
Probeweise aufgestellter
Rundstahlbogen aus Wismut – Stahlprofilen, leider liegt 1994 noch keine
Genehmigung des Bergamtes für die Aufwältigung des Schachtes vor, dessen
Massekegel ist ja gut im Bild erkennbar! Die Arbeiten sind dann auch
eingestellt worden und wurden erst 1999/2000 weiter geführt. Von links
Dieter Kempe, Stefan Zschemisch, Jürgen Engel und Lutz Mitka an der Kamera. |
|
|
Auch zum „Kaspern“ war immer
Zeit! Von links Peter Klar, Lutz Mitka, Stefan Zschemisch und sitzend Jürgen
Engel (†). |
|
|
Unser „Wismutstolln“ in der morgendlichen Wintersonne 1995. | |
Wie es weiterging, erzählen
wir im nächsten Beitrag.
|
||